Ein Arbeitsbeispiel

Ein historisches Wörterbuch beruht auf der Auswertung der entsprechenden Quellentexte - so auch das Rechtswörterbuch. Die infrage kommenden Rechtswörter wurden in ihrem Kontext auf Belegzettel von Hand abgeschrieben, in alphabetischer Reihenfolge sortiert und archiviert. Unser Belegarchiv enthält heute rund 2 ½ Mio. Belegzettel. Viele namhafte Rechtshistoriker wie Karl von Amira, aber auch interessierte Laien haben ehrenamtlich Quellen für das Belegarchiv ausgewertet.

Arbeit mit Archivzetteln

Die Grundlage für die Wörterbuchartikel sind immer die einzelnen Wortbelege auf den Belegzetteln. Die meisten dieser Zettel sind allerdings vor achtzig oder neunzig Jahren angefertigt worden. Sie sind uneinheitlich, und sie enthalten häufig Abschreibefehler oder die Handschrift ist schwer leserlich. Dieses Beispiel hat Felix Liebermann, ein Bruder des Malers Max Liebermann, aus seiner Textedition der altenglischen Gesetze für das DRW exzerpiert. Es handelt sich um ein Gesetz aus den Jahren 601/04, das von König Aethelberht erlassen wurde.

Abbildung eines Archivzettels

Beispiel Archivzettel

Der Text ist (nicht nur im Internet) schwer lesbar; für die Eingabe des Belegtextes in die Datenbank muß er aus der Edition abgeschrieben werden. Das heißt, wenn wir heute einen Wörterbuchartikel schreiben wollen, müssen wir anhand dieser Zettel jeden einzelnen Quellentext noch einmal überprüfen, und das heißt wiederum, daß wir das Belegzitat aus der Quelle in die Datenbank eingeben müssen, bevor wir dann an die Gestaltung und Ausformulierung der Wörterbuchartikel gehen können.

Längst wird die Belegauswahl durch elektronische Suchmöglichkeiten über verschiedene Textdatenbanken ergänzt. Jedoch gerade bei besonders häufig belegten Wörtern, die in den Datenbanken übermäßig oft zu finden sind, und bei sehr seltenen Wörtern, die sich kaum nachweisen lassen, ist die intelligente Vorauswahl der Belegzettel ungemein hilfreich, wenn nicht gar unerlässlich. Dies gilt für das DRW noch mehr als für andere historische Wörterbücher, weil das DRW zahlreiche unterschiedliche Sprachstufen und Sprachvarietäten behandelt und daher die Schreibweisen der einzelnen Wörter besonders stark variieren können. Hier ist oft viel Fachwissen gefragt, um Schreibformen (in einem Beleg oder aus der Datenbank) dem richtigen Wort zuzuordnen.