Andreas Deutsch

 

Der Klagspiegel und sein Autor Conrad Heyden

Ein Rechtsbuch des 15. Jahrhunderts als Wegbereiter der Rezeption

 

672 Seiten, Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2004.

 

Der Klagspiegel gilt als das bedeutendste Rechtsbuch des 15. Jahrhunderts und zugleich als das erste, in dem römisch-rechtliche Inhalte auf Deutsch vermittelt werden. Roderich von Stintzing bezeichnete den Klagspiegel daher zutreffend als das älteste umfassende Kompendium des römischen Rechts in deutscher Sprache.

 

Dennoch fehlte bislang eine umfassende Untersuchung des Werks. Die vorliegende Arbeit ermittelt in einem ersten Schritt die Entstehungszeit des Werks (um 1436) sowie seinen Entstehungsort (Schwäbisch Hall), um sich dann einem zweiten Schritt der umstrittenen Frage der Autorschaft zuzuwenden: Anhand zahlreicher Details lässt sich belegen, daß der Klagspiegel aus der Feder des Schwäbisch Haller Stadtschreibers Conrad Heyden stammen muß.

 

Der zweite Teil der Untersuchung widmet sich den Quellen, dem Inhalt und der Bedeutung des Klagspiegels. Nicht nur aufgrund seiner 24 Druckauflagen hatte der in Zivil- und Strafrecht aufgeteilte Klagspiegel einen maßgeblichen Einfluss auf die praktische Rezeption des römischen Rechts in Deutschland. Das Rechtsbuch diente auch als Vorlage für zahlreiche andere juristische Werke wie etwa die Wormser Reformation (1498), die Constitutio Criminalis Bambergensis (1507 – und damit indirekt auch die Carolina), ferner Tenglers Laienspiegel, Goblers Rechten-Spiegel und Rauchdorns Practica.

 

 

 

 

 

Inhaltsübersicht

 

 

Einleitung

1

 

 

Erster Teil –

 

Zur Entstehungs- und Verbreitungsgeschichte

 

des Klagspiegels

 

 

 

I.      Entstehung, Verbreitung und mögliche Verfasser

5

 

 

        A.   Zur Geschichte der Klagspiegel-Forschung

5

 

 

        B.   Die einzelnen Ausgaben des Klagspiegels

8

               1.    Handschriften

9

               2.    Inkunabeln und Drucke vor 1516

11

               3.    Ausgaben unter dem Namen Klagspiegel (ab 1516)

13

               4.    Späte Ausgaben des 17. Jahrhunderts

14

               5.    Ergebnis

15

 

 

        C.   Die Rolle des Sebastian Brant

16

 

 

        D.   Zur Datierung des Klagspiegels

26

               1.    Zum Streitstand der Forschung

26

               2.    Gesicherte Rahmendaten

29

                       a.     Begrenzung der Entstehungszeit nach hinten

29

                       b.    Begrenzung der Entstehungszeit nach vorne

34

               3.    Einzelne Hinweise auf die Entstehungszeit

35

                       a.     Erwähnte Kaisernamen

35

                       b.    Päpstlicher Bann gegen Friedrich II. und Karolus IV.

36

                       c.    Geplanter Mordanschlag auf den Kaiser in Nürnberg

37

                       d.    Absetzung des Kaisers ohne Konzil

38

                       e.    Die Erwähnung des Johann von Mainz

41

                       f.     Schlechte kaiserliche und gute päpstliche Verwaltung

42

                       g.    Kaiser ist untreu oder Rotfuchs

45

                       h.    Rechtsstreit zwischen Hall und Gmünd

46

                       i.     Erwähnung der Reformation Kaiser Friedrichs III.

49

                       j.     Ergebnis

51

 

 

        E.    Zum Entstehungsort des Klagspiegels

51

               1.    Zum Streitstand der Forschung

51

               2.    Einzelne Anhaltspunkte für den Entstehungsort

52

                       a.     Sprachliche Anhaltspunkte

52

                       b.    Keine Sklaven in Schwaben und Franken

55

                       c.    Keine Schiffahrt, aber Weinbau

56

                       d.    Erwähnte Städte der Region

58

                       e.    Ritt nach Nördlingen oder Rothenburg

62

                       f.     Rechtsstreit zwischen Hall und Gmünd

62

                       g.    Auflauf vor St. Michael

63

                       h.    Burgermeister, Stettmeister und Baumeister

66

                       i.     Schwäbisch Hall als Entstehungsort

68

               3.    Ergebnis

74

 

 

        F.    Charakterisierung des Klagspieglers

75

 

 

        G.   Mögliche Verfasser des Klagspiegels

79

               1.    Reichserbschenk Konrad vom Limpurg

79

                       a.     Studium in Heidelberg und Bologna?

80

                       b.    Mitglied des Königlichen Kammergerichts?

83

                       c.    Konrad von Limpurg als Politiker und Pragmatiker

85

                       d.    Klagspiegel aus Sicht des Schenken von Limpurg verfaßt?

87

                       e.    Ergebnis

94

                       f.     Andere Geschwister als Verfasser?

94

               2.    Johann und Konrad von Bachenstein

95

                       a.     Johann von Bachenstein

96

                       b.    Konrad von Bachenstein

102

               3.    Weitere Schwäbisch Haller Bürger als mögliche Verfasser

104

                       a.     Konrad Gickenbach

105

                       b.    Heinrich Erlebach

106

                       c.    Nikolaus Straub aus Leonberg

108

               4.    Reichsschultheißen als mögliche Verfasser

109

               5.    Stadtschreiber als mögliche Verfasser

113

                       a.     Burkhard Keller

120

                       b.    Conrad Baumann

122

                       c.    Conrad Heyden

123

               6.    Zwischenergebnis

125

 

 

II.    Conrad Heyden und der Klagspiegel

127

 

 

        A.   Conrad Heyden als Verfasser des Klagspiegels

127

               1.    War Conrad Heyden befähigt, den Klagspiegel zu verfassen?

127

                       a.     Schulzeit

127

                       b.    Studium

128

                       c.    Kanzleischule

132

                       d.    Zwischenergebnis

133

               2.    Hinweise auf Heyden als Autor des Klagspiegels

133

                       a.     Sprache und Stil

133

                       b.    Anfrage nach Nördlingen

137

                       c.    Verfasser von Satzungen

139

                       d.    Rechtsstreit zwischen Hall und Gmünd

140

                       e.    Zwischenergebnis

142

               3.    Parallelen im Klagspiegel zu Heydens Arbeit

143

                       a.     Führung der Bücher und Archiv

143

                       b.    Erweiterung der Kanzlei – Bibliothek

144

                       c.    Kampf um das „ius de non evocando

146

                       d.    Erwerb der Blutgerichtsbarkeit (1429)

149

                       e.    Bleibulle von Papst Martin V. (1430)

152

                       f.     Amtsenthebung des Conrad Heyden

153

                       g.    Dienst für Kloster Comburg (1437)

162

                       h.    Erneutes Studium (1438)?

166

                       i.     Appellation gegen bischöfliches Urteil (1438)

167

                       j.     Verweser des Stadtschreiberamts (1440/1441)

173

                       k.    Raubrittertum und Anfänge des Städtekriegs

174

                       l.     Zwischenergebnis

178

               4.    Der Klagspiegel und die Gerichtspraxis des Conrad Heyden

179

                       a.     Schütten und Werfen

180

                       b.    Weitere Dienstbarkeiten

183

                       c.    Erblehen

188

                       d.    Vormundschaft und Erbverwaltung

191

                       e.    Beweis durch Eid

194

                       f.     Inquisitionsverfahren und Folter

197

                       g.    Zwischenergebnis

198

 

 

        B.   Aus dem Leben des Conrad Heyden

199

               1.    Herkunft

199

               2.    Familie

204

               3.    Vermögen des Conrad Heyden

208

                       a.     Conrad Heydens Einkünfte

208

                       b.    Conrad Heydens Vermögenswerte

211

                       c.    Zusammenfassung

217

               4.    Nachbarschaft: Augenarzt und Judenschule

217

 

 

III.   Ergebnis des Ersten Teils

219

 

 

 

 

Zweiter Teil –

 

Zu Inhalt und Bedeutung des Klagspiegels

 

 

 

I.      Quellen und Inhalt des Ersten Traktats

223

 

 

        A.   Der Aufbau des Ersten Traktats

223

 

 

        B.   Quellen des Ersten Traktats

225

               1.    Roffredus

226

                       a.     Erwähnungen

226

                       b.    Lebenslauf und historische Einordnung

226

                       c.    Bedeutung für den Klagspiegel

227

               2.    Azo

233

                       a.     Erwähnungen

233

                       b.    Lebenslauf und historische Einordnung

233

                       c.    Bedeutung für den Klagspiegel

234

               3.    Martinus de Fano

238

                       a.     Erwähnungen

238

                       b.    Lebenslauf und historische Einordnung

238

                       c.    Bedeutung für den Klagspiegel

239

               4.    Weitere Autoren

242

                       a.     Erwähnungen

242

                       b.    Johannes de Blanosco

242

                       c.    Guilelmus Durantis, der „Speculator

243

               5.    Digesten, Codex, Institutionen

243

               6.    Die Bibel

247

               7.    Zusammenfassung

249

 

 

        C.   Beschreibung der einzelnen Abschnitte

249

               1.    Der erste Abschnitt: Prätorische Klagen

250

               2.    Der zweite Abschnitt: „Nunc de interdictis

262

               3.    Der dritte Abschnitt: „Edicta“

274

               4.    Der vierte Abschnitt: Zivilrechtliche Klagen

289

               5.    Der fünfte Abschnitt: „Senatusconsulta

329

               6.    Der sechste Abschnitt: „Wider den, der gewalt treybt

332

 

 

II.    Bedeutung des Ersten Traktats

337

 

 

        A.   Zivilrechtl. Rechtsfiguren erstmals im deutschsprachigen Recht

338

               1.    Abstrakte Rechtsregeln und Definitionstechnik

338

2.      Allgemeine Rechtsgrundsätze und Beispiele zum

 

               „Allgemeinen Teil“

341

                       a.     Sittenwidrigkeit

341

                       b.    Treu und Glauben

342

               3.    Prinzip des „Vor-die-Klammer-Ziehens

344

                       a.     „beider will/ und einhellig verstentnüß

345

                       b.    Geschäftsfähigkeit

345

                       c.    Veräußerungsverbote und ähnliches

346

                      d.    Unmöglichkeit

348

                       e.    Irrtum

349

               4.    Vertragsrecht, insbesondere Kaufvertrag

351

                       a.     Konsensualvertrag und Trennungsprinzip

352

                       b.    Eviktionshaftung

353

                       c.    Draufgabe oder Weinkauf

355

                       d.    Gefahrübergang

357

                       e.    Sachmängelhaftung

358

                       f.     Laesio enormis

362

               5.    Beispiele aus dem Sachenrecht

363

                       a.     Besitz

364

                       b.    Eigentum

368

                       c.    Vindikation

376

               6.    Beispiele aus dem Familienrecht

378

               7.    Testament als Beispiel aus dem Erbrecht

383

               8.    Bedeutung des Prozeßrechts für die Rezeption

388

                       a.     Kampf gegen die richterliche Willkür

388

                       b.    Ordentliches Verfahren statt Faustrecht

391

                       c.    Verhandlungs- und Dispositionsmaxime

392

                       d.    Klaglibell

393

                       e.    Litis contestatio“ und „calumnia“

394

                      f.     Beweisführung und Urteil

396

                       g.    Rechtsmittel bei Verweigerung der Gegenseite

398

                       h.    Appellation

399

               9.    Zusammenfassung

401

 

 

        B.   Der Einfluß des Klagspiegels auf andere zivilrechtliche Werke

403

               1.    Der Klagspiegel (Erstes Traktat) als Vorlage für die zivil­

 

                       rechtlichen Bestimmungen der Wormser Reformation

403

                       a.     Der Klagspiegel als Vorlage

404

                       b.    Vergleich des „Erst Teil“ im Dritten Buch der Wormser

 

                       Reformation mit dem Klagspiegel

407

                       c.    Ergebnis

430

               2.    Der Klagspiegel (Erstes Traktat) als Vorlage weiterer Werke

430

                       a.     Tenglers Laienspiegel

430

                       b.    Die populären Schriften des Justinus Gobler

433

c.      Freiburger Stadtrecht, Verneute Nürnberger Reformation

435

               3.    Ergebnis

437

 

 

III.   Quellen und Inhalt des „Ander Teil“

439

 

 

        A.   Der Aufbau des „Ander Teil“

439

 

 

        B.   Quellen des „Ander Teil“

440

               1.    Roffredus

440

                       a.     Erwähnungen

440

                       b.    Bedeutung für den Klagspiegel

440

               2.    Azo

444

                       a.     Erwähnungen

444

                       b.    Bedeutung für den Klagspiegel

444

               3.    Guilelmus Durantis, der Speculator

448

                       a.     Erwähnungen

448

                       b.    Lebenslauf und historische Einordnung

449

                       c.    Bedeutung für den Klagspiegel

449

               4.    Johannes Andreae

452

                       a.     Erwähnungen

452

                       b.    Lebenslauf und historische Einordnung

452

                       c.    Bedeutung für den Klagspiegel

452

               5.    Albertus de Gandino de Crema (Gandinus)

454

                       a.     Erwähnungen

454

                       b.    Lebenslauf und historische Einordnung

454

                       c.    Bedeutung für den Klagspiegel

454

               6.    Weitere genannte Autoren

460

               7.    Digesten, Codex und Institutionen

466

               8.    Reformation Kaiser Friedrichs III.

469

               9.    Die Bibel

469

               10.  Zusammenfassung

472

 

 

        C.   Beschreibung der einzelnen Abschnitte

473

               1.    Der erste Abschnitt: Strafverfahren

473

               2.    Der zweite Abschnitt: Einzelne Tatbestände

492

               3.    Der dritte Abschnitt: „Allgemeiner Teil“

511

 

 

IV. Bedeutung des Ander Teil

523

 

 

        A.   Strafrechtl. Rechtsfiguren erstmals im deutschsprachigen Recht...

523

               1.    Allgemeine Rechtsgrundsätze

523

                       a.     Naturrecht

523

                       b.    „in dubio pro reo“

524

                       c.    „ne bis in idem“

526

                       d.    Grundsatz des rechtlichen Gehörs

528

               2.    Der „Allgemeine Teil“ des Strafrechts

530

                       a.     Vorsatz

531

                       b.    Fahrlässigkeit

532

                       c.    Versuch

536

                       d.    Notwehr

538

                       e.    Schuldfähigkeit

541

                       f.     Strafzweck und Strafzumessung

543

               3.    Der Besondere Teil des Strafrechts

546

                       a.     Beispiele fortschreitender Abstraktion

546

b.      Einzelne Tatbestände: Diebstahl, Iniuria, Aufruhr, Ver­

 

                      räterei, Betrug, Fälscherei, Hexerei und Schadenzauber

547

               4.    Besonderheiten aus dem Strafprozeßrecht

556

                       a.     Inquisitionsprozeß

556

                       b.    Folter und ihre Einschränkungen

559

c.      Zeugenbeweis, Ansätze zum Zeugnisverweigerungsrecht

561

                       d.    Hinzuziehung von Sachverständigen

566

               5.    Ergebnis

568

 

 

        B.   Der Einfluß des Klagspiegels auf andere strafrechtliche Werke

569

1.      Der Einfluß des Klagspiegels auf Wormser Reformation,

 

               CCB und andere Gesetze

569

                       a.     Der Klagspiegel als Vorlage für die strafrechtlichen

 

                       Bestimmungen der Wormser Reformation

570

                       b.    Der Klagspiegel als Vorlage für die Bambergensis

580

2.      Der Klagspiegel (Ander Teil) als Vorlage für Tenglers

 

               Laienspiegel und andere Rechtsbücher

607

                       a.     Tenglers Laienspiegel

608

                       b.    Justin Goblers Schriften

608

                       c.    Practica des Heinrich Rauchdorn

609

               3.    Ergebnis

610

 

 

Schluß

611

 

 

Quellen- und Literaturverzeichnis

615

Orts-, Personen- und Stichwortregister

665